Inhaltsverzeichnis Einleitung: Glück ist trainierbar Teil I: Was Glück ist Kapitel 1: Das Geheimnis des Lächelns Minen aus der Steinzeit Echtes und nützliches Lächeln Glück entspringt des Körper Das Eigenleben der guten Gefühle Unser Körper weiß mehr als wir selbst Wissenschaftler entdecken die Intuition Bilder aus der Innenwelt Macht Lächlen froh? Kapitel 2: Die guten Gefühle als Kompass Gefühle machen und flexibel Leben ohne Unglück ist auch kein Glück Eine Vorliebe für Tragik Warum es das Glück nicht gratis gibt Kapitel 3: Das Glückssystem Glück ist nicht das Gegenteil von Unglück Schaltungen für Lust und Schmerz Rechts Unglück, Links Glück Don Camillo und Peppone Mit Croissants gegen den Stress Ein Aus-Schalter für Ärger und Wut Dampf ablassen hilft nicht Über das sonnige Gemüt Gibt es ein Glücksgen? Gene sind kein Schicksal Kapitel 4: Das formbare Gehirn Unterwegs zu neuen Gefühlen Die Welt entsteht im Kopf Das Training der Philosophen Die Nerven wachsen sehen Das Parkplatzproblem Alles im Fluss Jungbrunnen im Kopf Das Gehirn ist Garten Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans Die Weisheit des Ostens Der Wille zum Glück Teil II: Die Leidenschaften Kapitel 5: Ursprung im Tierreich Die Evolution der Gefühle Unsere drei Gehirne Das fließende Gehirn Das Orchester der Hormone Mit den Leidenschaften leben Kapitel 6: Begehren Der Stoff, der uns antreibt Staffellauf im Kopf Lob der Vorfreude Lust macht schlau Der Drang nach Mehr Warum wir fremd gehen Das Geheimnis des Casanova Süchtig nach Neuem Kleine Geschenke erhalten die Klugheit Mit Glück und Verstand Kapitel 7: Genuss Die Boten der Euphorie Die ganze Welt umarmen Schmecken, Ursprung der Genüsse Vom Reiz einer Massage Der Weg in die Harmonie Wenn der Schmerz nachläßt Die Wippe der Wohlgefühle Kapitel 8: Die Nachtseite der Lust Ein Antrieb ohne Ziel Das Las-Vegas-Prinzip Lust, die Amok läuft Wie wir uns verführen lassen Wer wird süchtig? Gefangen im Teufelskreis Kapitel 9: Liebe Die Elixiere der Liebe Frauenhirne, Männerhirne Wie der Sex in den Kopf kommt Die Spielarten der Liebe Zum Höhepunkt Make love not war Ist Liebe eine Sucht? Das Glück der Mutterschaft Machen Kinder glücklich? Kapitel 10: Freundschaft Wer Freunde hat, lebt länger Die Angst, verlassen zu werden Glück durch Geborgenheit Geben und nehmen Das Bauchgefühl der Sympathie Kapitel 11: Gebrauchsanweisung für die Leidenschaften I can't get no satisfaction Trägheit macht traurig No sports, just whiskey and cigars Ich will alles, und zwar sofort Variatio delectat - Abwechslung erfreut Schönheit liegt im Auge des Betrachters Der Starke ist am mächtigsten allein Besser allein als in schlechter Gesellschaft Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment Teil III: Die Strategien aus dem Bewusstsein Kapitel 12: Sieg über die Schatten Ein gefährliches Energiesparprogramm Gelernte Hilflosigkeit Die Anatomie des Unglücklichseins Wie das Elend zum Selbstläufer wird Schlechte Laune tötet graue Zellen Pillen gegen das Unglück Wege aus der Melancholie Das Gehirn flott machen Dem Trübsinn davonlaufen Die Robinson-Crusoe-Therapie Sich selbst die Augen öffnen Kapitel 13: Die Macht der Perspektive Falle eins: Die Selbsttäuschung Falle zwei : Schlechtes Timing Falle drei: Falsche Erwartungen Falle vier: Die Seitenblicke Falle fünf: Der Neid Falle sechs: Das Rattenrennen Der Ausweg: Kenne Dich selbst Tagebücher des Glücks Kapitel 14: Momente der Verzückung Auf dem Wasser wandeln Lust an der Wahrnehmung Wenn die Zeit stehen bleibt Zu leicht ist so schlimm wie zu schwer Das Geheimnis des Flow Der Zustand der Versenkung Die Erforschung der Mystik Die Verschmelzung mit dem Kosmos Begegnung mit Gott? Teil IV : Eine glückliche Gesellschaft Kapitel 15: Das magische Dreieck Die Politik in der Sackgasse Ein gelobtes Land, wo der Pfeffer wächst Körper, Sensoren des Glücks Das Paradox von Geld und Glück Apulien in Amerika Der Schutzschild der Solidarität Engagement aus Eigennutz Bürgersinn beruht auf Vertrauen Ein Leben in Zeitlupe Krank durch Nichtstun Vom Segen der Selbstbestimmung Demokratie macht glücklich Das magische Dreieck des Wohlbefindens Epilog: Sechs Milliarden Wege zum Glück |
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Einleitung: Glück ist trainierbar Wir können heute Fragen angehen, über die Menschen immer schon nachgedacht haben: Ist Glück mehr als nur das Gegenteil von Unglück? Ist es erblich? Vergeht Ärger, wenn man ihn herauslässt? Kann man die guten Augenblicke verlängern? Macht Geld glücklich? Können wir ein Leben lang in denselben Menschen verliebt sein? Und was ist das höchste Glück? Zentral für die Antworten auf diese Fragen sind zwei ziemlich junge Einsichten der Hirnforschung. Die eine betrifft die Teile des Gehirns, die Wohlbefinden erzeugen: In unseren Köpfen sind eigene Schaltungen für Freude, Lust und Euphorie eingerichtet - wir haben ein Glückssystem. So, wie wir mit der Fähigkeit zu sprechen auf die Welt kommen, sind wir auch für die guten Gefühle programmiert. Diese Entdeckung wird unser Bild vom Menschen so prägen, wie es Freuds Theorien vom abgründigen Unbewussten im vergangenen Jahrhundert getan haben.... |
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Kapitel 1 : Das Geheimnis des Lächelns Im Jahr 1967 suchte ein junger Mann aus San Francisco nach einem Naturvolk, das so weltfern leben sollte wie auf einem anderen Planeten. Würde es auf der Erde wirklich noch Menschen geben, zu denen noch nie Besucher vorgedrungen waren, die keine Schrift kannten und erst recht keine Fernsehbilder? Alles, was Paul Ekman wusste, war, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Noch ein paar Jahre vielleicht, dann hätten Funksignale, Fahrwege und Flugzeuge auch die letzten Dörfer im Urwald erreicht. Papua-Neuguinea galt seinerzeit als das Ende der Welt: eine Insel, von der man als dem Land der Kopfjäger und Kannibalen sprach. Doch Furcht kannte der 33-Jährige nicht - er brach allein auf in die Steinzeit. Allerdings kümmerten ihn exotische Bräuche wenig; Ekman dachte gar nicht daran, die anthropologischen Bibliotheken um noch ein paar Spielarten der Fremdheit zu bereichern. Er hatte andere Ziele. Der Psychologe wollte vielmehr das erforschen, was allen Menschen gemeinsam ist: Er suchte nach dem Geheimnis des Lächelns.... |
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Kapitel 3 : Das Glückssystem Don Camillo und Peppone Wer jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Stau steht, leidet darunter zu Recht. Eine Menge von dem, was uns biologisch bedingt zum Angriff oder zur Flucht reizt, kommt hier zusammen: Die Enge im Wagen; der Lärm der Motoren; die Angst, wieder einen Termin zu versäumen; und am schlimmsten die Erfahrung, machtlos zwischen den Stoßstangen eingekeilt zu sein. Ganz automatisch wird in unserem Organismus eine Stressreaktion ausgelöst. Die Folgen sind Wut, Ungeduld, ziellose Erregung und, wenn man endlich am Ziel ist, Erschöpfung. Das Wissen über die Steuerung der Emotionen eröffnet jedoch Möglichkeiten, mit einfachen Mitteln unsere Laune trotz der Stressreaktion zu heben. Zum einen können wir die negativen Gefühle direkt zu dämpfen versuchen - etwa indem wir die Zeit im Wagen für Hörbücher oder einen Sprachkurs vom Band nutzen und so das Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der Umgebung lindern. Oder aber wir versuchen, positive Gefühle wachzurufen. Zum Beispiel könnten wir uns angewöhnen, uns nach der Ankunft nicht gleich in die Arbeit zu stürzen, sondern erst einen Cappuccino zu trinken und ein duftendes Croissant zu essen. Die Vorfreude auf das zweite Frühstück wird schon im Auto unsere Stimmung heben. Denn in Erwartung eines freudigen Ereignisses schüttet das Gehirn Botenstoffe aus, die uns Lust erleben lassen. Und weil die Regelkreise von Lust und Stress zusammenhängen, kann die frohe Erwartung dem Ärger direkt entgegenwirken. | |||
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Kapitel 4 : Das formbare Gehirn Gefühlsreaktionen verfestigen sich im Gehirn. Ein einfaches Beispiel: Wenn Sie in einen Wutanfall ausbrechen und den Autofahrer anschreien, der ihnen gerade den Parkplatz weggenommen hat, als Sie schon den Blinker gesetzt hatten, mag Ihnen das vielleicht ein paar Augenblicke lang Befriedigung verschaffen. Den Parkplatz allerdings werden Sie so wohl kaum erobern und, was schlimmer ist: Sie haben der Wut auch in künftigen Situationen einen Weg gebahnt. Wenn sich das nächste Mal im Verkehr jemand rücksichtslos benimmt, wird Ihre Reaktion vermutlich noch heftiger ausfallen, denn die Verknüpfung zwischen "ungezogener Fahrer" und "Ärger" hat sich verstärkt. Seine Wut mit einem Wutanfall bekämpfen zu wollen, heißt also, Öl in die Flammen zu gießen. Statt das unangenehme Gefühl zu beherrschen, werden wir ihm in Zukunft nur noch mehr ausgeliefert sein... | |||
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Kapitel 5: Ursprung im Tierreich Oft heißt es, wir heutigen Menschen ließen uns noch immer von Regungen aus der Steinzeit leiten, seien nicht anderes als Neandertaler mit Krawatte. Und mancher Zeitgenosse, der durch das Büro poltert, erinnert ja wirklich an einen Keulen schwingenden Jäger, der mit seinem Imponiergehabe erst die Männer seiner Horde auf ihre Plätze verweisen, dann die Frauen für sich gewinnen will. Ganz richtig sind solche Deutungen trotzdem nicht. Ohne Frage haben die Menschen des 21. Jahrhunderts die Art, wie sie fühlen und sich verhalten, zumindest zum Teil von ihren Urahnen geerbt. Aber wieso eigentlich sollte dieses Erbe erst in der Steinzeit seinen Ausgang genommen haben? Die Emotionen jedenfalls scheinen viel älter zu sein. Welcher Tierfreund will bei seinen Hausgenossen nicht manchmal Zeichen von Freude und Abscheu, Liebe und Hass entdeckt haben? Ein Kater, der gekrault wird, schnurrt, streckt sich, schließt die Augen, entspannt seine Glieder und wartet duldsam, welche Wohltaten noch folgen mögen. Ein gescholtener Hund trollt sich ins Eck. Selbst Vögel gieren nach Zuwendung. Nicht zufällig entstammt der Begriff der Nestwärme ihrer Lebenswelt; fehlt Nähe von ihresgleichen, scheinen Vögel kaum weniger als Menschen zu leiden. Graugänse, deren Lebenspartner gestorben sind, bleiben manchmal jahrelang allein und zeigen alle Symptome einer Depression. Solche Szenen rühren uns an, weil wir die eigenen Emotionen in den Tieren gespiegelt sehen... | |||
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Kapitel 8: Die Nachtseite der Lust Manchmal laufen wir Gefahr, Spielball unserer guten Gefühle zu werden. Weil die Freude über das gerade erstandene Sommerkleid nicht lange vorhält, kauft man sich bei nächster Gelegenheit auch noch die passenden Prada-Pantoletten. Schließlich war der Preis heruntergesetzt, man musste einfach zugreifen, auch wenn die Schuhe eigentlich eine halbe Nummer zu groß waren. So leben nicht wenige eigentlich gut verdienende Leute ständig am Rand ihres Dispokredits. Genüsse sind flüchtig: Wer hätte noch nicht den Überdruss, der sich nach drei Stücken Sachertorte einstellt, mit einer deftigen Bratwurst bekämpft - und damit alle Diätversuche der vergangenen Tage zunichte gemacht? Das Begehren kann sich verselbstständigen. Was dann geschieht, zeigte der kanadische Neurowissenschaftler James Olds im Jahr 1954 mit einem legendären Experiment, bei dem Ratten sich selbst durch Knopfdruck den Hypothalamus stimulieren konnten, eine Region im Zwischenhirn, die das Begehren auslöst. Das Ergebnis war schlicht überwältigend: Die Ratten kamen nach kürzester Zeit von dem Schalter nicht mehr los. Die bedauernswerten Geschöpfe vergaßen alles andere und drückten ihn statt dessen wie irrsinnig wieder und wieder. Zu Olds´ Erstaunen spielte selbst Sex für die Tiere keine Rolle mehr; vollends bedenklich war, dass sie auch nicht mehr daran dachten, zu essen und zu trinken. Die Ratten riskierten zu sterben für ein bisschen Glück! |
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Kapitel 11: Gebrauchsanweisung für die Leidenschaften Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment Parole, 1968
Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne FahrradGloria Steinem
Mit dem Glauben an die Weltrevolution ist auch die erste Weisheit ein wenig ins Abseits geraten. Männer müssen nicht mehr, wie einst der legendäre Kommunarde Rainer Langhans, mit fünf Frauen zusammenleben, um fortschrittlich zu sein. Aber wie so viele Ideen der 68er hat auch die Hoffnung, durch Promiskuität einer bürgerlichen Tristesse zu entkommen, in unserem Denken Spuren hinterlassen. Wer hat sich noch nie insgeheim gefragt, ob er wohl ein Langweiler oder gar Spießer ist, weil er seit Jahren immer mit derselben Person Sex hat?
Der Spruch der amerikanischen Feministin Steinem wurde zum Glaubensbekenntnis der Single-Generation: Wozu die Einschränkungen einer festen Partnerschaft ertragen, wenn doch ein Kreis guter Freunde und eine kleine Affäre dann und wann möglicherweise mehr Glücksgefühle bringen? Auch wenn diese Sicht der Dinge in Zeitschriften und Ratgebern noch immer verfochten wird: Für die allermeisten Frauen und Männer führt sie in die Irre.
Keine Frage, wer ständig seine Geliebten wechselt, lebt aufregender. Aber ein Bekenntnis zur Langeweile kann sich mitunter auch lohnen...
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Kapitel 13: Die Macht der Perspektive Wer kennt nicht den Blick auf Nachbarn und Kollegen, denen es im Zweifelsfall immer besser geht als einem selbst? Dabei ist der Neid durchaus wechselseitig. Von außen betrachtet stellt sich heraus, dass umgekehrt genau diese Leute missgünstig-bewundernd auf uns und unser Glück schielen - ein Effekt, den der amerikanische Sozialpsychologe Ed Diener sogar statistisch nachgewiesen hat. Irgendjemand muss also unrecht haben. Beide vielleicht? Es gibt keine objektive Norm für Zufriedenheit. Hoffnung und Befürchtungen sind der Maßstab, nach dem wir die Wirklichkeit bewerten. Oft muss auch der Vergleich mit anderen herhalten, um zu entscheiden, ob wir uns nun wie Prinzen und Prinzessinnen fühlen oder für arme Teufel halten sollen. |
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Inhaltsangabe (Klappentext bei ROWOHLT) Für ein glückliches Leben tun wir alles - und schlittern dabei von einem Unglück ins nächste. Die Probleme beginnen bereits bei der Definition: bislang wusste keiner genau, was Glück eigentlich ist. Selbst die Philosophie, die der Frage seit Tausenden von Jahren nachgeht, hat bis heute nur Antworten voller Widersprüche geben können. Jetzt aber haben sich die Hirnforscher auf die Suche nach den Gefühlen gemacht. Erstmals lassen sich Empfindungen messen. Die Experimente offenbaren, wie in unseren Köpfen das Phänomen ‚Glück' entsteht - und sie eröffnen zugleich neue Möglichkeiten, das Glücklichsein zu lernen. Denn Glück ist trainierbar, nur machen die meisten Menschen bisher die falschen Übungen. Stefan Klein nimmt seine Leser mit auf eine einzigartige Entdeckungsreise: auf die Suche der Wissenschaft nach einem besseren Leben. Das Buch fügt die neuesten Erkenntnisse der Philosophen und Psychologen, der Mediziner, Neurophysiologen und Verhaltensforscher erstmals zu einer wissenschaftlich begründeten Vorstellung vom glücklichen Dasein zusammen. Es nimmt den Leser mit in die Labors von Spitzenforschern. Klein untersucht die Rolle von Liebe und Sex, Wohlstand und Aktivität, Rauschdrogen und Psychopharmaka, und zeigt, welche Lehren wir im Alltag daraus ziehen können. Das Phänomen Glück wird enträtselt - auf eine ebenso spannende wie nutzbringende Weise. |
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Kapitel 2: Die guten Gefühle als Kompass Es gibt sogar Menschen, die nicht fühlen. Einer von ihnen, ein Patient des Neurologen Damasio, wurde unter dem Namen Elliot bekannt. Elliot war ein erfolgreicher Jurist, ein guter Ehemann und Vater, bis ein Tumor von der Größe einer Mandarine sein Stirnhirn oberhalb der Nasenhöhle zerstörte. Das Geschwür wurde entfernt, aber Elliot war nicht mehr derselbe. Er war charmant, aufmerksam, manchmal sogar witzig - und immer etwas unterkühlt. Nie ließ er sich aus der Ruhe bringen, und schon gar nicht konnte man ihn zu einer emotionalen Äußerung hinreißen. Selbst die Tragödie seines eigenen Lebens erzählte er so distanziert, als hätte er sie irgendwo gelesen. So fand Damasio in vielen psychologischen Tests heraus, dass sein Patient ein Mann ohne Gefühle war. Manchmal regten sich seine unbewussten Emotionen zwar noch, aber Elliot hatte den Zugang zu ihnen verloren. Als Damasios Mitarbeiter ihm Bilder von Menschen zeigten, die aus brennenden Häusern flohen oder bei Überschwemmungen zu ertrinken drohten, erklärte Elliot kühl, er wisse, dass er diese Szenen wohl schlimm finden müsse. Aber leider empfinde er nichts. Genauso erging es ihm, als man ihm Fotos seiner Geschwister vorlegte, und ihm Musikstücke vorspielte, die vor Ausbruch der Krankheit seine liebsten waren: Er antwortete empfindungslos wie ein Computer. |
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Kapitel 6: Begehren Eine schon angekündigte Gabe nicht weiter zu würdigen, ist in der Natur von Vorteil. Wer sich so verhält, geht sparsam mit seiner Aufmerksamkeit um. Wenn einem Affen klar ist, dass auf ein Zeichen hin immer Äpfel folgen, lohnt es sich nicht, der Angelegenheit viel Bedeutung beizumessen. Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut, und wer nicht auf sein Essen schauen muss, kann seine Feinde besser im Auge behalten. Was aber geschieht, wenn Erwartungen übertroffen werden? Näherte sich ein Wissenschaftler nach dem Lichtsignal nicht wie üblich mit einem Apfel, sondern mit Rosinen, feuerten die Neuronen heftig, sobald die Tiere diese Delikatesse sahen. Die Überrraschung löste offensichtlich freudige Erregung aus. Nach ein paar Wiederholungen verschwand auch dieser Impuls. Nun hatten sich die Tiere an das bessere Futter gewöhnt. Bei Menschen, die ihn sich jeden Abend leisten, führt Champagner auch nicht mehr zu Begeisterungsstürmen. |
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Kapitel 7: Genuss Wenn uns Gutes zustößt, schüttet das Gehrin Endorphine aus. So bringt die Evolution ihre Geschöpfe dazu, zu tun, was sie sollen - und es gerne zu tun. Säugetiereltern müssen sich um ihre Kinder kümmern: Weil sie unter dem Einfluss von Endorphine stehen, kommen Mütter dieser Aufgabe voll Begeisterung nach. Endorphine versüßen die Pflicht; Belohnung und Lust waren schon immer bessere Motivatoren als Zwang und die Angst vor Strafen. So sind genau die Dinge am angenehmsten, die für die Erhaltung der Art am notwendigsten sind: Sex beispielsweise. Beim Orgasmus fließen Endorphine, denn die Natur will, dass wir unser Erbgut weitergeben. Schön ist es auch, gestreichelt zu werden. Nicht nur Menschen, auch Affen, Katzen und Meerschweinchen lassen sich dadurch beruhigen. Sogar Vögel schütten im Gehirn Endorphie aus, wenn sie berührt werden. (...) Wer zufrieden ist, benötigt weniger Zuspruch als die Unglücklichen. Umgekehrt kann eine Massage Wunder wirken, wenn wir uns einsam oder niedergeschlagen fühlen.... |
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Kapitel 9: Liebe Die Anziehung zwischen den Geschlechtern entsteht im Kopf. Denn die Hirne von Frauen und Männern sind unterschiedlich geprägt, damit die einen die anderen wollen und umgekehrt. Die Weichen dazu werden schon im Mutterleib gestellt - schon vor der Geburt sind wir zum sexuellen Begehren bestimmt. Wie der weibliche und männliche Pol der Liebe entsteht, zeigt ein faszinierendes Experiment, das die Natur selbst mit Menschen in der Karibik angestellt hat. "Guevedoces" heißt eine kleine Gruppe von Dörflern in der Dominikanischen Republik, Spanisch für "Eier mit zwölf". Im Lauf ihres Heranwachsens nämlich machen die Guevedoces scheinbar eine Geschlechtsumwandlung durch. Bei der Geburt ist bei ihnen von Hoden oder Penis nichts zu sehen, und weil die Guevedoces aussehen wie Mädchen, werden sie auch wie Mädchen erzogen. Sobald aber die Hormonschübe der Pubertät einsetzen, zeigt sich ihr wahres Geschlecht: Aus den vermeintlichen Schamlippen senken sich Hoden ab, und aus der Klitoris wächst ein Penis. Zugleich beginnen sich die Guevedoces sich wie junge Männer zu benehmen. Von einem Tag auf den anderen werfen sie die Kleider und die Puppen, mit denen sie aufwuchsen, ins Eck, ziehen Hemden und Hosen an, beginnen sich für Fußball zu interessieren - und vor allem für Mädchen... |
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Kapitel 12: Sieg über die Schatten Sehr oft ist es unser Vorstellungsvermögen für Unglück, das unglücklich macht. Zu welch absurden Konstrukten wir manchmal greifen, um die schlechte Laune aufrecht zu erhalten, hat der jüdische Witz mit seiner Neigung zur Selbstironie hat auf den Punkt gebracht. Telegrafiert der sparsamen Moshe in New York an seinen Freund in Jerusalem: "Mach Dir schon einmal Sorgen. Näheres später." |
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Wir haben alle Anlagen zum Glücklichsein. Aber wir kennen sie nicht. Die Glücksformel erzählt, wie die guten Gefühle entstehen. Klicken Sie sich durch die Textauszüge. Machen Sie sich Leselust! |
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